Ja, definitiv.
Wir sind in der glücklichen Lage, dass unsere Fokusprodukte wie verschiedene Cloudangebote, moderne Workplace-Lösungen, Digitalisierung, SAP S/4HANA und RPA während der Krise bei unseren bestehenden und neuen Kunden eine deutlich erhöhte Nachfrage erfahren haben. Wir haben deshalb in den vergangenen Monaten zahlreiche neue Mitarbeitende eingestellt, denen wir attraktive Angebote in spannenden Themenbereichen bieten konnten. Viele waren bei ihren bisherigen Arbeitgebern verunsichert bezüglich ihrer beruflichen Zukunft. Parallel dazu haben wir eine «Academy» ins Leben gerufen, um Hochschulabgänger direkt nach ihrem Master- oder Bachelor-Studium anzuwerben und mittels eines strukturierten Ausbildungslehrgangs «on-the-job» zu Consultants weiterzuentwickeln. Diese Initiativen haben grossen Anklang gefunden und uns ermöglicht, qualifizierte und motivierte neue Kolleginnen und Kollegen für uns zu gewinnen.
Wie wird sich Ihrer Meinung nach die aktuelle Corona-Pandemie auf die Wirtschaft auswirken? Wo sehen Sie Chancen und wo die grössten Herausforderungen?
Ich persönlich gehe davon aus, dass es klare Gewinner und Verlierer aus dieser Krise geben wird. Die Digitalisierung und Automatisierung wird dafür sorgen, dass Teile der Produktion und Dienstleistungen aus dem Ausland wieder in die Schweiz zurückkehren.
Dadurch entstehen neue Unternehmen, und bestehende Firmen passen ihr Angebot an. Damit dies wirtschaftlich funktioniert, müssen neue Wege gefunden werden, welche aktuellste Technologien und Prozesse nutzen. Dies dürfte auch die Nachfrage nach gut qualifiziertem Personal weiter ankurbeln.
Was werden für Sie in den nächsten 100 Tagen die grössten Aufgaben als CEO ad interim bei der Avectris AG sein?
Ich kenne die Avectris seit acht Jahren und habe auch die Strategie für die nächsten Jahre mitgestaltet. Dieser Vorsprung erspart mir viel Einarbeitung. Somit liegt mein Fokus einerseits auf der Pflege von bestehenden und der Gewinnung neuer Kunden. Covid-19 unterstützt uns insofern, als dass viele Unternehmen angesichts der Pandemieerfahrungen ihre Strategie anpassen und mehr in ihre IT investieren.
Andererseits sind wir in den vergangenen Jahren stark gewachsen, organisch und anorganisch. Das kulturelle «change management» ist jedes Mal eine neue Herausforderung für mich und mein Kollegenteam, aber es macht mir viel Spass. Auch wenn es viel Zeit beansprucht, so freut es mich jedes Mal, wenn ich sehe wie die Teams schrittweise zusammenwachsen und gemeinsam an einem Strick ziehen.
Wenn Sie heute nochmal auf Ihre gesamte Karriere zurückblicken, würden Sie etwas ändern wollen und wenn ja was?
Nein, ich würde nichts ändern wollen.
Ich hatte nie einen klaren Karrierepfad vor Augen, aber ich habe immer bewusst neue Herausforderungen gesucht, oft auch solche, von denen andere die Finger liessen. Dabei hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich mal eine CEO-Rolle übernehmen werde. Am Ende ist für mich aber nie der Funktionstitel entscheidend: wenn die Aufgabe spannend und das Umfeld motivierend ist, dann bin ich mit Kopf und Herz dabei.
SchweizerUnternehmen.ch, Oktober 2020